Strategie gegen Antibiotikaresistenzen

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Strategie gegen Antibiotikaresistenzen – Positionspapier des STVT
In der EU sterben jedes Jahr 25’000 Menschen an antibiotikaresistenten Bakterien. Mit der Arbeitsgruppe staR – Strategie gegen Antibiotikaresistenzen möchte der Bund dieser für Mensch und Tier gefährlichen Entwicklung entgegenwirken.

Es sollen Einschränkungen im Gebrauch von Reserve-Antibiotika und weitere Massnahmen diskutiert werden. Die STVT hat der Arbeitsgruppe ebenfalls ein Konzept vorgelegt, welches dabei primär die Optimierung der Haltungs- und Hygienesysteme in den Fokus legt. Unsachgemässer Gebrauch von Antibiotika in der Nutztierhaltung ist für uns ganz klar ein Zeichen dafür, dass hier die Anpassungsfähigkeit des tierischen Organismus überfordert ist und dringend Massnahmen zur Verbesserung unserer Haltungssysteme notwendig sind.

Stellungnahme der Schweizerischen tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz STVT

Stellungnahme Antibiotikagebrauch- und Resistenzentwicklung

Ausgangslage
Die Zunahme resistenter Keime bezüglich antimikrobieller Therapieansätze und der trotzdem häufige und sogar routinemässiger Einsatz von Antibiotika in der Veterinärmedizin erfordert ein Umdenken.

Einschätzung der aktuellen Situation
Trotz bereits mehrfach publizierter Daten bezüglich Antibiotikaresistenz wurde bisher der Verbrauch antimikrobieller Wirkstoffe nicht massgebend reduziert.

Bereits ergriffene Massnahmen
TAM-Verordnung, TAM-Vereinbarung, FTVP, Bestandesbetreuung, Tierschutzverordnung (gesetzlich verordnete Optimierung von Haltungsbedingungen), Weiterbildungsveranstaltungen, Labelprogramme für besonders Tierfreundliche Betriebe ( Kag Freiland, Terra suisse, Natura farm /Natura beef, etc.),

 

  • Weitere aus unserer Sicht erforderliche Massnahmen
  • Verbesserung der Haltungsbedingungen (va im Bereich Mastbetriebe),
  • Strengere Vorgaben zur Abgabe von Fütterungsarzneimitteln und Arzneimittelvormischungen.
  • Verschärfte Kontrollen betroffener Betriebe (mit erhöhtem Arzneimitteleinsatz)


Einführung Grenzwerte für die zu verwendete Menge von antimikrobiellen Wirkstoffen zur Gruppentherapie ( Menge, Dauer, etc.). Bei Überschreiten einer gewissen Konsummenge Kontrollen auf Bestandesebene und Überprüfung Haltungs- und Hygienesystem.

Fazit
Um den Einsatz von Antibiotika in der Nutztiermedizin zu reduzieren und die Resistenzentwicklung, sowie den Fremdstoffgehalt in Lebensmitteln tierischer Herkunft zu minimieren ist es unabdingbar, ein Augenmerk auf die artgerechte Haltung zu setzen. Die Optimierung von Haltungsbedingungen fördert das Wohlbefinden und reduziert Stresssituationen für das Tier, was sich positiv auf dessen Entwicklung und das Immunsystem auswirkt. Leider erfüllen gerade in der Grossmast die

Massenhaltungssysteme in geringsten Masse diese Bedingungen, obschon sie den gesetzlichen Mindestanforderungen entsprechen. Der in solchen Betrieben übermässige, sogar schon prophylaktisch eingesetzte Antibiotikaverbrauch in grossen Mengen beweist, dass hier die Anpassungsfähigkeit gerade in Bezug auf Besatzdichte, Hygiene und Fütterung in hohem Masse überfordert ist. Um den Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe auf solchen Betrieben zu reduzieren, müssen wir Tierhalter und Firmen sensibilisieren und als Tierärzte verantwortungsbewusster bei der Abgabe von Antibiotika als Fütterungszusätze umgehen. Antibiotika sollte gezielt zur Einzeltierbehandlung und nicht routinemässig als Beilage für eine ganze Tiergruppe eingesetzt werden. Eine Anpassung der Haltungssysteme in oben genannten Betrieben ist dazu unabdingbar.

Wir fordern:

  • Reduzierung der Besatzdichte in Grossmastbetrieben
  • Obligatorischer Freigang für Masttiere in Form von Weide oder Auslauf
  • Heu ad libitum als Rohfaserquelle (Maissilo ist keine geeignete alleinige Rohfaserquelle für Wiederkäuer!)


Schweizerische Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz STVT, Fachsektion der GST.

Antibiotikamerkblatt 2015